Am 1. April 2019 veranstaltete die grüne Stadtratsfraktion ein Fachgespräch mit dem Titel „Arbeitskräftemangel und Integration“ im Rathaus Dresden. An der hochkarätig besetzten Runde nahmen Jürgen Bönninger (Geschäftsführer FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH), Dr. Gesa Busche (RESQUE continued), Ina Giuffrida (Inhaberin des Restaurants Delizia), Lars Fiehler (Geschäftsführer Standortpolitik und Kommunikation IHK Dresden), Michael Kobel (Willkommen in Löbtau), Manuela Salewski (stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Dresden) und Rolf-Dieter Sauer (Vorsitzender DEHOGA Dresden) teil. Vonseiten der Stadtratsfraktion waren Christiane Filius-Jehne (Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Tourismus und Kultur), Tina Siebeneicher (Sprecherin für Asyl, Migration und Jugend) und Torsten Schulze (Sprecher für Wirtschaft und Sport) anwesend.
Nach einer Vorstellungsrunde und einem Eingangsstatement der Teilnehmer*innen zum aktuellen Stand der Integrationsbemühungen von Unternehmen, Verwaltung und Zivilgesellschaft wurden gemeinsam Ideen, Anregungen und Forderungen an den Stadtrat formuliert. Als Ergebnis eines intensiven Austausches einigte man sich auf folgende Forderungen und Punkte zur Linderung des Arbeitskräftemangels und einer verbesserten Integration:
- Die Entscheidungen in der Ausländerbehörde und im Welcome-Center sollen mit Augenmaß Im Sinne der Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen sollten vorhandene Spielräume genutzt werden, die Mitarbeiter*innen sollen entsprechend geschult werden.
- Die Willkommenskultur der Stadt soll weiter gefördert werden, u.a. mit gezielter Standortwerbung.
- Mehr Vielfalt in der Verwaltung und deren interkulturelle Öffnung wird als notwendig erachtet.
- Eine intensive Ausbildungsbegleitung ist notwendig um die Quote der Abrecher*innen zu senken, diese soll nicht nur für Berufsausbildung, sondern auch für den Hauptschulabschluss angeboten werden.
- Ehrenamtliche in der Zivilgesellschaft sollen besser unterstützt werden z.B. mit einem dem Ehrenamtskoordinator für die Flüchtlingshilfe im Sozialamt und regelmäßigen Best-Pratice-Runden.
- Frauen mit Migrationshintergrund sollen verstärkt für den Arbeitsmarkt gewonnen werden; beitragen soll hierzu eine bessere Kinderbetreuung, Sprachkurse, spezielle Qualifizierung und Frauen-Mentorinnen-Programmen.
- Der Lenkungsausschuss „Integration in Arbeit“ von Oberbürgermeister Dirk Hilbert soll seine Arbeit wieder aufnehmen und mit Willkommensinitiativen und Stadtrat zusammenarbeiten.
- Eine Fachkräfteallianz zur Akquise neuer Fachkräfte wird angeregt.
- Für Arbeitgeber*innen wie für Arbeitnehmer*innen muss Planungssicherheit geschaffen werden, bei einem aktuellen, gültigen Arbeitsvertrag soll eine Aufenthaltsgenehmigung zugesichert werden.
Ina Giuffrida, Inhaberin Restaurant Delizia, schilderte ihre Erfahrungen mit Geflüchteten und die Zusammenarbeit mit den anderen Mitarbeiter*innen: „Ohne meine Flüchtlinge könnten wir nicht weitermachen.“ Sie versteht nicht, warum jemand trotz Ausbildungs- oder Anstellungsverhältnis Deutschland verlassen muss. Der Vertreter der Dehoga, Rolf-Dieter Sauer, bestätigt dass gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe ein eklatanter Fachkräftemangel herrscht und dieser auch nicht mehr mit z.B. polnischen oder tschechischen Arbeiternehmer*innen ausgeglichen werden kann. „Die hohen bürokratischen Hürden stehen im Widerspruch zu den Unternehmensinteressen“, fasst Torsten Schulze die Erfahrung zahlreicher Arbeitgeber*innen zusammen. Psychisch belastend für viele Geflüchtete, wie auch die Integrationsbegleiter*innen und Firmen, sind die regelmäßig notwendigen Meldungen bei der Ausländerbehörde und die immer mitschwingende Ungewissheit, bestätigt Tina Siebeneicher die Berichte des sächsischen Flüchtlingsrats. Sie ergänzt: „Wir müssen uns auch mehr dafür stark machen, dass mehr Frauen mit Migrationshintergrund eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen.“
Abschließend richtete Fraktionsvorsitzende Christiane Filius-Jehne einen Appell an Oberbürgermeister Hilbert: „Wenn wir, wie Sie es als Oberbürgermeister formuliert haben, Integrationshauptstadt werden wollen, müssen wir mehr tun.“